Banner

Frauen Union Waldshut besichtigt JVA

03.09.2014

Auf Einladung der Kreisvorsitzenden Nicole Böcker besuchte eine Delegation der Frauen Union des CDU-Kreisverbandes mit Gästen die Justizvollzugsanstalt Waldshut-Tiengen.

Der Anstaltsleiter, leitender Regierungsdirektor Werner Hoffmann, sowie der stellvertretende Leiter des allgemeinen Vollzugsdienstes Guido Majokko, begrüßten die Gruppe zuerst im Verwaltungsgebäude und informierten die Runde umfassend über Fakten, die so in der Öffentlichkeit nicht bekannt sind. Insgesamt gibt es zurzeit in Baden - Württemberg 17 unterschiedliche Strafvollzugseinrichtungen mit insgesamt circa 7000 Insassen. Deutschlandweit sitzen im Moment circa 60.000 Personen ein. Derzeit befinden sich in der JVA Waldshut knapp 50 Insassen, davon vier Frauen. Die JVA in Waldshut ist zuständig für den Kurzstrafenvollzug, das heißt für Strafen bis zu 15 Monaten. "Aber auch ein halbes Jahr kann sehr lang sein!" so Werner Hoffmann. Bei einer kurzen Haftdauer von wenigen Tagen handelt es sich oft um eine Ersatzstrafe für eine Geldstrafe. Diese tritt ein Verurteilter an, wenn er nicht in der Lage ist, seine Geldstrafe zu bezahlen. Die Dauer der Strafe richtet sich dann nach Tagessätzen basierend auf den Einkünften des Straftäters. "Aufgrund nicht nur vielerlei Fernsehserien aus dem Amerikanischen geistert oft ein Bild des Gefangenenalltages in den Köpfen der Menschen, das mit der Realität wenig oder gar nichts zu tun hat. " so die beiden Experten Hoffmann und Majokko. In der Regel werden die Gefangenen in Einzelzellen untergebracht. Nur nach Vorgabe, zum Beispiel bei Suizidgefahr, werden die Insassen in Gemeinschaftszellen verlegt. In jeder Zelle gibt es ein Radio. Ein Fernsehgerät kann nur auf Mietbasis benutzt werden.


In der JVA Waldshut beginnt der Tagesablauf eines Gefangenen um 7.30 Uhr mit der Kaffeeausgabe in der Zelle. Die Insassen kommen nicht in einem Speisesaal zusammen, sondern bleiben bei den Mahlzeiten mit sich alleine eingeschlossen. Von 8.00 - 9.00 Uhr erfolgt dann der Hofgang, stets getrennt zwischen den Insassen der Untersuchungshaft und der Strafhaft. Es erfolgt die Medikamentenausgabe und anschließende Freizeit mit Umschluss. Das heißt ein Gefangener kann sich zu einem anderen Gefangenen in dessen Zelle begeben und wird dort eingeschlossen.


Um 11.00 Uhr ist Ausgabe des Mittagessens wiederum in der Zelle. Von 16.00 Uhr bis 20.00 Uhr haben die Gefangenen Freizeit und / oder Hofgang.  Manche Insassen haben die Möglichkeit zu arbeiten. Zum Beispiel in der Hausreinigung, Küche, Garten oder bei einfachen Arbeiten wie zum Beispiel Bürstenstecken. Die Küche selbst wird unter Aufsicht einer Köchin geleitet, die mit Strafgefangenen täglich verschiedene Menüs zubereitet, die auch von der gesamten Verwaltung bis hin zum Direktor gegessen werden. "Die beste Methode um Klagen wegen vermeintlich schlechten Essens entgegenzutreten." so Hoffmann. Ehrenamtliche leisten ebenso in der JVA ihre Dienste. So gibt es einen Englischkurs, Computerkurs und Sportangebote unter Anleitung. Für (Fern- )Lehrgänge oder Ausbildungen ist die JVA Waldshut nicht ausgelegt, da die Haftdauer hierzu zu kurz ist. Der anschließende Rundgang durch den Zellentrakt ließ dann doch manchen der Besucher nachdenklich werden. Alleine schon die Vorbereitungen um in das Gebäude zu gelangen, machten fassbar, was es bedeutet "hinter Gittern zu sein".  "Ich habe aber schon komfortablere Räume gesehen." so eine Besucherin zu der einfachen, spartanischen Einrichtung des wenig Quadratmeter großen Zellenraums. Die Vorstellung hier fast den ganzen Tag verbringen zu müssen, relativierte doch manche Auffassung über eine zu verbüßende Gefängnisstrafe. Sichtlich baff war mancher über die im Volksmund so gern zitierte "Gummizelle". Hier handelt es sich um einen kahlen, betonierten Raum mit im Boden eingelassener Toilettenverrichtung aus Edelstahl, einer Matratze und sonst nichts! Hierher werden Gefangene zu ihrem eigenen Schutz gebracht, denen oft erst Tage nach der Einlieferung bewusst wird, was sie sich und ihrem Umfeld angetan haben und dabei dann regelrecht durchdrehen. Selbstverständlich werden die Gefangenen dort stetig überwacht und im Notfall auch ein Mediziner hinzugezogen. Zahnarzt, Psychologe und Pfarrer ergänzen das Team im Vollzug.


Die Gegangenen werden vor ihrer Entlassung auf die Zeit danach in Freiheit vorbereitet. Es gibt die Möglichkeit des Freigängers. Diese Inhaftierten sind nicht mehr im eigentlichen Zellentrakt untergebracht, sondern in einem eigenen Gebäude innerhalb der Gefängnismauern. Die meisten der Inhaftierten haben noch Familien oder Bekannte, die sie nach der Haft erst einmal aufnehmen können. Ebenso gibt es noch ein Übergangswohnheim in Waldshut mit insgesamt sechs Plätzen. "Aber auch hier kommt es immer wieder zu Härtefällen", so Hoffmann.


Während des Besuches wurden die Teilnehmer außerdem noch Beobachter der Ankunft eines so genannten "Schubs", ein spezieller Bus zum Gefangenentransport "Der Schub funktioniert wie eine Art Buslinie zu Lande, zu Wasser und zu Luft." so die Experten. Zweck ist es Gefangene in ein anderes Gefängnis oder zur Vorführung bei Gericht zu überstellen. Solange der "Schub" innerhalb der Gefängnismauern steht, kann niemand das Gebäude betreten, zu groß wäre die Fluchtgefahr.


Nicole Böcker bedankte sich mit einem "süßen Gruß" zum Kaffee bei den Herren Hoffmann und Majokko für die umfangreichen Erklärungen und die Möglichkeit überhaupt einmal einen Überblick in diese sonst unbekannte Welt zu erhalten. Die Beamten im Strafvollzug leisten einen schweren Dienst mit oftmals schwierigen Personen, sie  sind erster Ansprechpartner für Gefangene und externe Dritte und prägen die Atmosphäre und das Gesamtbild der Anstalt. Dafür sei ihnen Anerkennung gezollt.









Home | Links | Impressum | DatenschutzSitemap
© CDU Waldshut 2018