01.02.2013
EU-Kommisar Günther H. Oettinger hält die Festansprache
Als er im Jahre 2009 zu einem Empfang der CDU nach
Waldshut-Tiengen kam und sich zum erstenmal im Goldenen Buch der Stadt
verewigte, da hatte er das Wohl und Wehe seines Landes, dessen
Ministerpräsident er damals war, im Blick. Wie er nun auf dem Weg vom
Weltwirtschaftsforum in Davos zurück nach Brüssel einen Zwischenstop in
unserer Stadtscheuer einlegte, da sahen wir einen gewandelten Oettinger,
der aus der Vogelperspektive auf unser kleines Ländle herabblickte.
Zunächst
breitete er eine Weltkarte vor uns aus, auf der nicht mehr Europa,
sondern Asien im Mittelpunkt steht. „Wissen Sie, dass Baden-Württemberg
und Bayern zu-sammen weniger Einwohner haben als die eine Hafenstadt
Shanghai?“ Nur die EU habe die „Betriebsgröße“, um in der Welt
wahrgenommen zu werden. Was Wunder, dass er als Kommissar der EU eine
flam-mende Rede – geistreich und humorvoll – für die europäische
Integration hielt. Auch Griechenland solle darin seinen Platz haben.
Dieses Europa müsse sich gegen Gefahren von außen, auch gegen einen
bedrohlichen Islamismus fernab in Mali solidarisch zur Wehr setzen. Es
gebe keine Trutzburg Europa!
Die augenblickliche wirtschaftliche
Stärke Deutschlands sei kein Grund zu Arroganz sondern eher zu Demut,
damit wir auch in Zukunft noch Freunde hätten. Sie gehe in 15 Jahren eh
zu Ende, wenn eine Minderheit von Arbeitnehmern eine Mehrheit von
Ruheständlern durchfüttern müsse.
Momentan hätten wir es noch
gut, zu gut, wie er meinte. Die Diskussionen um Nacht-flugverbote in
Frankfurt und München tat er als Luxusprobleme ab mit einem
unausge-sprochenen Seitenhieb auf unseren Flughafenstreit mit den
Schweizern.
Auch das Gelingen der Energiewende, die er korrekterweise
auf eine „Stromwende“ reduzierte, entscheide über Deutschlands Zukunft.
Beim Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen sei die
richtige Reihenfolge einzuhalten: Erst der Ausbau der dazu
erforderlichen Infrastruktur, wie die Ertüchtigung der Netze und der Bau
von Pumpspeicherwerken. Für die Installation von Windrädern und
Photovoltaik sollten wir uns eine „Geschwindigkeitsbegrenzung“
verordnen. Denn die Versorgung müsse stabil bleiben und natürlich im
Wett-bewerbsvergleich bezahlbar. Die Kosten-diskussion werde uns nicht
mehr loslassen. Er sehe die Gefahr einer Deindustrialisierung
Deutschlands, wenn diese Bedingungen nicht erfüllt würden. Er brachte
das Beispiel der stromintensiven Herstellung von kohlefaserverstärkten
Verbundstoffen der SGL Carbon Group, die nach USA aus-wandere.
Insgesamt wünsche er sich in der Politik um die Stromwende weniger Ideologie, dafür mehr Ratio.
Der
Kreisvorsitzende Felix Schreiner MdL hatte in seiner Begrüßungsrede
gesagt, es sei eine Ehre für uns, dass seine Exzellenz, der hohe
EU-Kommissar, aus den vielen Einladungen zu CDU-Neujahrsempfängen,
Waldshut-Tiengen den Vorzug gegeben habe. Wegen der hohen Anzahl von 180
Besuchern habe man in die Ölmühle aus-weichen müssen und sich damit
aber ein Energieproblem eingehandelt. Viele Gäste behielten daher ihre
Wintermäntel an.
Thomas Dörflinger sprach dem hohen Besucher
abschließend und der vierten Jahreszeit angemessen einen launigen Dank
aus. Er übergab ihm ein Alemannisches Taschenwörterbuch, auf dass er in
Brüssel unsere Region nicht vergesse.
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